Wenn uns ein paar Worte fehlen
April 4th, 2006Das oft Wunderbare an Dichterinnen und Dichtern ist die Buntheit der Worte, die sie finden, wenn ihnen ein paar Worte fehlen.
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Das oft Wunderbare an Dichterinnen und Dichtern ist die Buntheit der Worte, die sie finden, wenn ihnen ein paar Worte fehlen.
Kritik setzt einen Standpunkt voraus, der nicht absolut sein kann, es sei denn die Kritisierenden entscheiden sich für Universalismus anstelle von Relativismus. So ist bereits die Möglichkeit von Objektivität fraglich. Die Begründbarkeit einer Kritik ist grundsätzlich anzuzweifeln, solange die Frage nach einer möglichen Letztbegründung offen ist und diskutiert wird.
Kritik bezieht sich auf Aussagen, die einen bestimmten räumlichen, zeitlichen, kulturellen, sozialen und sonstig eingeschränkten Gültigkeitsbereich haben, der sich auch auf die Kritik überträgt, wobei er im allgemeinen weiter eingeschränkt wird. Kritik bezieht sich auf Sachverhalte, die nicht trivialerweise falsch sind. Was trivial ist und was nicht, ist eine nicht-triviale und meist unentscheidbare Frage.
Solange wesentliche Grundfragen (Was ist Leben? Gibt es freien Willen? Existiert Gott? Was ist wahr, was ist falsch?) diskutiert werden, kann auch Kritik diskutiert werden.
Wenn sich die Kritik auf komplexe, dynamische Systeme erstreckt (beispielsweise Lebewesen und soziale Systeme), so sind deren systemische Eigenschaften, zumindest aber deren Dynamik und Komplexität zu berücksichtigen. Sie erlauben, Kritik in Frage zu stellen, zumal Kritik meist keine ausreichende Komplexitätsreduktion sein kann, insbesondere wenn sie versucht, kritisierbaren Reduktionismus zu vermeiden.
Möchten wir die Bedeutung eines Kategorischen Imperativs oder der Goldenen Regel anerkennen, so ist Kritik hinsichtlich ihres Geltungsanspruches zu überprüfen, vor allem wenn sie über persönliche, individuelle Stellungnahmen hinausgeht.
Kritik setzt im allgemeinen Wissen voraus, jedoch kann kaum von einem Konsens darüber ausgegangen werden, zumal (kritisiertes) Wissen Wissensträgern (siehe Wissenssoziologie) zugeschrieben wird. Kritik und Wissen verstehen sich auch in diesem Sinne als perspektivische Begriffe.
Wenn einer Kritik Modellannahmen zugrunde liegen, kommt auch die Kritik der Modelltheorie, Modellbildung und Simulation zum Tragen.
Die kritisierten Personen und das Kritisierte stehen in einem Kontext, der oft aufgrund von Unzugänglichkeit, Größe, Zeit und Komplexität nicht zur Gänze erfassbar ist. Zum Beispiel können nicht alle Referenzen (der Referenzen) eines wissenschaftlichen Artikels gelesen werden. Manche sind vielleicht gar falsch oder ungenannt. Der persönliche, historische, kulturelle und sonstige Hintergrund einer Autorin oder eines Autors ist schwer rekonstruierbar.
Insofern Kritik eine Form von Kommunikation darstellt oder auf Kommunikation basiert, sind die Probleme der Kommunikation in Betracht zu ziehen. Die Mehrdeutigkeit der verwendeten Begriffe müsste unter Berücksichtigung der Probleme der Semantik abgeklärt werden.
Kritik ist in vielen Fällen eine Kritik einer Kritik, insofern das Kritisierte eine (scheinbar) kritisierbare Aussage über etwas darstellt. Kritik ist in diesem Sinne ein Begriff zweiter Ordnung. Die Kritik an der Kritik ist auf sich selbst anwendbar. Sie kritisiert sich selbst.
Die Selbstreferenz zeigt sich auch, wenn das Kritisierte eine Antwort (auf eine Frage, auf ein Hinterfragen) darstellt und Kritik als ein Hinterfragen oder darauf basierend gesehen wird. Dann wird ein Hinterfragen hinterfragt. So kann Kritik mittels eines Infiniten Regresses ad absurdum geführt werden.
In jedem Fall meint Kritik eine Unterscheidung. Als solche unterscheidet sie Unterscheidungen. Die Operationen (im Sinne der Systemtheorie) einer Kritik sind auf sie selbst anwendbar (mit den aus der Systemtheorie und Kybernetik bekannten Folgen). Das zeigt sich auch in den auftretenden Paradoxien, wenn sich Kritik als Rückmeldung und Feedback versteht.
Kritik kann nur Geschmack meinen.
When you drive a mailing list or a blog you do not know what it is good for. Probably, there are lists and forums that serve just what they intend to. However, it might well be that for instance the list for announcements of events is used by some to know where not to go. For some diehard lurkers, your other forum might be a constant reminder that another life is possible. And your blog posts might be seen as descriptions of all but what actually is. When you do not drive a mailing list or a blog you do not know what it is good for.
Can someone tell me how to read the words of someone who betrays him- or herself? — Because I do.
I love libraries. They make me rethink more than twice what I am writing and whether I want to publish it.
According to a recent report by Technorati they alone are tracking “about 1.2 million new blog posts each day”, that’s 50’000 postings per hour. More so, Technorati “currently tracks over 75’000 new weblogs created every day, which means that on average, a new weblog is created every second of every day”. That was in February 2006, but the blogosphere grows at a “quickening pace”.
Am Donnerstag hielt Manfred Füllsack einen wunderbaren Vortrag mit dem Titel “Wa(h)re(s) Wissen”.
Wissen ist ein perspektivischer, selbst-referentieller Begriff, ein Begriff 2. Ordnung. Wissen ist, wie Füllsack schreibt, nur “interimistisch stabilisiert”. Aussagen über Wissen beziehen sich auf sich selbst. Wissen steht in einem Kontext und vor einem Hintergrund.
Ich liebe das, mein Wissen über Wissen. Kürzer ist nur: Ich lüge.
Füllsack lügt nicht. Der Besuch seines Vortrages über die “Ware Wissen”, über “Wissen und seine Wertschätzung” kostete 5 Euro, für 90 Minuten Vortrag und Diskussion.
Folgerichtig wurden auch die freie Zugänglichkeit von Wissen und Kritik am Patentierungswahn angesprochen.
Ich hab mir erlaubt, den Vortrag zu verdoppeln. Wann immer von Wissen, Wahrheit, Erkenntnis, Information, Daten oder Technologie die Rede war, dachte ich auch an Nichtwissen, Unwissen, Unwahrheit und Desinformation. Beispielsweise wurde das Recht auf Wissen und freies Wissen angepriesen.
Wie steht es mit dem Recht auf Nichtwissen? — Wir gestehen uns und unseren Mitmenschen Nichtwissen zu. Gut, gut, das ist eine Lüge, ich weiß :-) Aber tun wir weiter: Niemand erwartet, dass wir alles wissen. Recht auf Nichtwissen fördert Toleranz. Die Justiz sieht das anders: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Auch Schulen, andere Lehranstalten und Lehrende im allgemeinen benoten die Beurteilten nach und mit dem, was sie wissen und nicht wissen.
Wissen können Sie nicht verkaufen, wenn dazugesagt wird, was wir nicht wissen. Wir müssen so tun, als ob das, was wir sagen, relevant wäre.
— Manfred Füllsack, 2006-03-23, sinngemäß wiedergegeben