Am Donnerstag hielt Manfred Füllsack einen wunderbaren Vortrag mit dem Titel “Wa(h)re(s) Wissen”.
Wissen ist ein perspektivischer, selbst-referentieller Begriff, ein Begriff 2. Ordnung. Wissen ist, wie Füllsack schreibt, nur “interimistisch stabilisiert”. Aussagen über Wissen beziehen sich auf sich selbst. Wissen steht in einem Kontext und vor einem Hintergrund.
Ich liebe das, mein Wissen über Wissen. Kürzer ist nur: Ich lüge.
Füllsack lügt nicht. Der Besuch seines Vortrages über die “Ware Wissen”, über “Wissen und seine Wertschätzung” kostete 5 Euro, für 90 Minuten Vortrag und Diskussion.
Folgerichtig wurden auch die freie Zugänglichkeit von Wissen und Kritik am Patentierungswahn angesprochen.
Ich hab mir erlaubt, den Vortrag zu verdoppeln. Wann immer von Wissen, Wahrheit, Erkenntnis, Information, Daten oder Technologie die Rede war, dachte ich auch an Nichtwissen, Unwissen, Unwahrheit und Desinformation. Beispielsweise wurde das Recht auf Wissen und freies Wissen angepriesen.
Wie steht es mit dem Recht auf Nichtwissen? — Wir gestehen uns und unseren Mitmenschen Nichtwissen zu. Gut, gut, das ist eine Lüge, ich weiß :-) Aber tun wir weiter: Niemand erwartet, dass wir alles wissen. Recht auf Nichtwissen fördert Toleranz. Die Justiz sieht das anders: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Auch Schulen, andere Lehranstalten und Lehrende im allgemeinen benoten die Beurteilten nach und mit dem, was sie wissen und nicht wissen.
Wissen können Sie nicht verkaufen, wenn dazugesagt wird, was wir nicht wissen. Wir müssen so tun, als ob das, was wir sagen, relevant wäre.
— Manfred Füllsack, 2006-03-23, sinngemäß wiedergegeben